Warum wir den Nervenkitzel lieben

Warum wir den Nervenkitzel lieben

Viele Menschen lieben es, das Wochenende mit adrenalingeladenen Aktivitäten zu gestalten. Dabei haben die Vielfalt und Anzahl der Möglichkeiten in den letzten Jahren extrem zugenommen. Von Mountain Biking im Bikepark oder am Gelände bis Klettern werden viele Alternativen in den deutschen Städten für Menschen mit einer Vorliebe für den Nervenkitzel angeboten. So ist Action-Sport schon lange keine Freizeitbeschäftigung für Sportfreaks mehr, sondern wird als Wochenendspaß von für die breite Masse veranstaltet. Doch warum lieben wir den Nervenkitzel und gehen überflüssige Wagnisse in unserer Freizeit ein?

Ein kurzer Blick in die Vergangenheit

Auch wenn Action-Sport neuerdings zu boomen scheint, ist die Neigung zu Abenteuerlust und Wagemut so alt wie die Menschheitsgeschichte selbst und ohne Zweifel eine wichtige Eigenschaft für den menschlichen Fortschritt. Neu ist jedoch die Verbindung der Extremleistungen mit Freizeit und Spaß, sowie dem Bedürfnis persönliche Leistungen unter Beweis zu stellen. Genauso wie die moderne Auffassung des Freizeitgedankens, trat Action- und Extremsport im 19. Jahrhundert in unser Leben ein. So wurde der Ärmel-Kanal zum ersten Mal 1875 von der britischen Seemann Matthew Webb durchschwommen. Das Bergsteigen wurde mit dem österreichische Alpinist Paul Preuß populär, der als der geistige Vater des Freikletterns gilt und um die Jahrhundertwende über 1000 Gebirgstouren ohne Sicherung ausführte. Der erste Motorcross-Wettkampf wurde 1909 ausgetragen, aber weltweit bekannt wurden die Turniere mit Motorrädern erst in der Mitte des 20. Jahrhunderts. Die Liste kann unendlich weitergeführt werden. Interessant ist aber die Tatsache, dass unsere Suche nach dem Nervenkitzel in Sport und Spaß ein relativ junges Phänomen der Menschheitsgeschichte ist.

In der kurzen Geschichte des Extremsports hat sich im Laufe der Zeit auch der Maßstab, was als extrem definiert wird, verschoben. Als Bungeejumping in den 70ern der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, empfand man dieses als ein äußerst gewagtes Unternehmen, das viel Mut erforderte. Heute zählt es als Mainstream und wird als eine übliche Methode für die Suche nach dem Kick empfunden. Ähnliches gilt auch für Sportarten wir Rafting oder Fallschirmspringen. Man kann wohl behaupten, dass die Suche nach dem Nervenkitzel heutzutage als ein normales Unterfangen empfunden wird.

Der Kick als Zuschauer

Die Suche nach dem Nervenkitzel und Adrenalin ist nicht nur auf die persönlichen sportlichen Erfahrungen limitiert. Ähnliche Gefühle der Aufregung empfinden wir auch wenn wir als Zuschauer Wettkämpfe verfolgen. Die menschliche Fähigkeit sich in die Situation der Mitstreiter einzufühlen, spiegelt sich in den eigenen Empfindungen wieder. Dies ist einer der Gründe, warum Fans Arenen ausfüllen und das Abendprogramm absagen, um das Sportspektakel vor dem Fernseher nicht zu verpassen. Und selbst die skurrilsten Sportkämpfe können dabei Millionen Zuschauer anlocken. Dazu gehört auch der Boxkampf zwischen Muhammad Ali und Antonio Inoki, bei dem Ali den Wrestler mit Boxhandschuhen zu besiegen versucht hatte, oder der Wettlauf zwischen Jesse Owens und dem Pferd Julio McCaw, bei dem der Athlet tatsächlich das Pferd besiegte. Doch wie kann unser Bedürfnis nach dem Nervenkitzel als Zuschauer sowie als Sportler erklärt werden?

Psychologische Erklärung

Psychologen erklären das menschliche Interesse nach dem Kick mit dem Konzept des „Flow-Erlebens“. Damit ist der Zustand der völligen Konzentration auf eine Tätigkeit gemeint, der als beglückendes Erlebnis empfunden wird. Der Körper schüttet an diesem Punkt ein hohes Maß an Endorphinen aus. Zusätzlich sieht man an den Menschen, die Action- und Extremsport betreiben, eine Tendenz persönliche Grenzen auszuloten. Dabei unterscheidet man zwischen „Low“ und „High Sensation Seeking“, was als ein Persönlichkeitsmerkmal definiert wird, bei der man dazu neigt, nach neuen Erfahrungen zu suchen und dafür möglicherweise physische, psychische oder soziale Wagnisse auf sich zu nehmen. Die Ausprägung kann unterschiedlich sein. Während die einen neue Erfahrungen bei psychischen Herausforderungen wie dem Reisen suchen, neigen die anderen zu extremen körperlichen Tätigkeiten.

Problematisch wird die ganze Sache, wenn man die eigenen Grenzen nicht richtig einschätzen kann, was bei Freizeitsportlern manchmal der Fall ist. Professionelle Extremsportler neigen zu einer guten Vorbereitungszeit, bei der alle Risiken abgeschätzt und minimiert werden. Zudem bereiten sie sich sowohl körperlich als auch geistig auf ihre Projekte vor. Das Ziel ist, frühere Leistungen durch den eigenen Ehrgeiz zu übertreffen, ohne dabei unnötige Risiken einzugehen und das eigene Leben in Gefahr zu bringen. Personen, die Extremsport nicht professionell betreiben, sollten die eigenen Grenzen gut hinterfragen und die Warnsignale des Körpers respektieren, um unnötige Verletzungen zu vermeiden.

 

Extrem – und Actionsport als Freizeittätigkeit ist ein relativ neues Phänomen in der Geschichte der Menschen. Erst im 19. Jahrhundert trat er in unser Leben ein, aber gewann innerhalb kürzester Zeit eine große Fangemeinde. Eine Erklärung für die Vorliebe des Nervenkitzels im Sport ist die Idee des „Flows“, in der Glückshormone durch Konzentration und Überschreitung der persönlichen Grenzen ausgeschüttet werden. Dieses Empfinden erleben wir als professionelle Sportler und Freizeitsportler durch die Tätigkeit, sowie als Zuschauer durch die menschliche Empathie.